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Bild eines Afrikanischen Killifischs neben einem Fragezeichen und einer Abbildung von LKW Stau auf der A12
(c) depositphotos.com / IHK OBB

Grenzstau A12 – wenn ein Fisch so lange lebt wie wir im Stau stehen

Ausgangslage

Die wirtschaftliche Stärke Ostbrandenburgs hängt entscheidend von verlässlichen Verkehrswegen ab. Doch an zentralen Achsen – insbesondere an der A 12 / E30 zwischen Berlin und Polen – stockt der Verkehr immer häufiger. Neben baulichen Engpässen verschärfen temporäre Grenzkontrollen die Situation. Die Folge sind lange Staus, die Lieferketten verzögern, Kosten steigern und die Standortattraktivität mindern.

Fünf Monate Stillstand pro Jahr – so lange wie das kurze Leben eines Killifischs – sind kein Naturgesetz, sondern ein lösbares Infrastrukturproblem. Wenn Politik, Verwaltung und Wirtschaft jetzt an einem Strang ziehen, kann Ostbrandenburg vom Transit-Nadelöhr zur verlässlichen Drehscheibe im deutsch-polnischen Warenverkehr werden.

 

Aktuelle Befunde

Die A 12 ist damit Deutschlands größter Staubrennpunkt. Schon 2023 lag Brandenburg im ADAC-Ranking bei Staustunden an der Spitze. Im Jahr 2024 haben sich die Werte an einigen Abschnitten noch einmal mehr als verdoppelt. Der Grenzübergang bei Frankfurt (Oder) liegt gleich bei zwei Werten vorne: deutschlandweit liegt er auf Platz 1, was Staumeldungen betrifft (8904 Meldungen). Mit 3943 Staustunden entsprechen die verbrachten Staustunden im grenzverkehr der Lebensdauer es Afrikanischen Killifischs (Nothobranchius furzeri). Dieser kurzlebige Fisch aus saisonalen Regenpfützen in Afrika lebt in der Natur rund 5–6 Monate, was nahezu der Zeitspanne von 164 Tagen entspricht.

 

Ursachenanalyse

  1. Struktureller Investitionsstau

    • Bundesstraßen B 96, B 158 und Autobahnen A 12, A 13, A 100 sowie die Tangentialverbindung Ost (TVO) weisen Kapazitätsengpässe oder Verzögerungen in Ausbauvorhaben auf.

    • Zahlreiche Landesstraßen in Brandenburg befinden sich in schlechtem Zustand; Sanierungsmittel reichen nicht aus.

    • Die Reaktivierung und Elektrifizierung wichtiger Schienenachsen – etwa Küstrin-Kietz – Kostrzyn oder Eberswalde – Schwedt – kommt nur schleppend voran.

  2. Grenzkontrollen ohne Ausweichkonzept

    • Zeitweilige Kontrollen erhöhen die Abfertigungsdauer um bis zu 60 %. Mangels zusätzlicher Fahrspuren und Parkflächen staut sich der Verkehr bis auf Berliner Ring-Abschnitte zurück.

  3. Bürokratische Hemmnisse

    • Lange Planungs- und Genehmigungsverfahren verzögern Ausbauprojekte, während Kosten steigen und die Wettbewerbsfähigkeit sinkt.

 

Stimmen der Wirtschaft

Die IHK-Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn 2025 zeigt:

  • Gesamturteil Verkehrsinfrastruktur: nur „ausreichend“ bis „mangelhaft“.

  • Zufriedenheit mit Berlin-Brandenburg-Verbindungen: lediglich ~50 % der betroffenen Firmen.

  • Dringendster Investitionsbedarf: ÖPNV (59 %), Schiene (54 %), Bundes- und Autobahnen (> 40 %). ihk.de

Diese Ergebnisse stützen die qualitative Rückmeldung vieler Betriebe: Grenzstaus kosten Zeit, Geld und Reputation bei internationalen Partnern.

 

Handlungsfelder

WirkungsfeldKurzfristige MaßnahmenMittelfristige Perspektive
Grenzübergang A 12* Temporäre Zusatzspur (Baustellenmarkierung)
* Digitale Voranmeldung für Lkw-Zollabfertigung
* Vollausbau auf 2×3 Fahrstreifen
* Parkplatz- und Zollterminalerweiterung
Schiene & ÖPNV* Taktverdichtung RB 26 & RB 91
* Bus-Shuttle in Staulagen
* Elektrifizierung & zweigleisiger Ausbau RB 26
* Deutsch-polnisches Betriebsregime ohne Lokwechsel
Planungsrecht* Vorabgenehmigungen für Engpass-Entstauung
* Modell-„Fast-Track“ für Grenzprojekte
* Digitalisierung aller Verfahrensschritte, feste Fristen
Kooperation D/PL* Gemeinsames Staumanagement-Center (Frankfurt (Oder) / Słubice)* Grenzübergreifender Infrastruktur-Fonds entlang der TEN-T-Achse „Baltic-Adriatic“

 

Gemeinsam weiter!denken

Das Bündnis weiter ! denken | Pro Wirtschaft unterstützt:

  • Priorität A 12 im Bundesverkehrswegeplan 2026 – 2035

  • Grenzüberschreitendes Infrastrukturforum (Schwedt, April 2025) als Verstetigungsplattform

  • Pilotprojekte für digitale Grenzprozesse zur Entlastung von Logistik und Pendlern

So schaffen wir den nötigen Raum – auf der Straße, auf der Schiene und in Köpfen –, damit Ostbrandenburg als innovativer, verlässlicher und lebensnaher Wirtschaftsstandort weiter wachsen kann.

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